Geschafft: TransAustria Rad-Rekordfahrt Süd-Nord Solo
• 422 km, ca. 4.500 Höhenmeter
• 14 Stunden 13 Minuten nonstop
• Vom südlichsten Grenzübergang, bis zum nördlichsten, auf Asphaltstraßen
• Vom Seebergsattel bei Vellach/Eisenkappel Grenzübergang zu Slowenien, bis Grametten/Reingers Grenzübergang zu Neu Bistritz (Tschechien)
Das Ziel ist erreicht. Durchgehalten und mit einem 30-er Schnitt eine gute Zeit vorgelegt für weitere Rekordversuche (unterschätzt mir nicht das Mühl- und Waldviertel am Ende, da gehts 100 km nur rauf und runter, mehr rauf...).
Meine Crew hat mich bestens unterstützt (Johanna Gschaider, Nici Hoffmann, Lubo Dvorak). Der UMCA-Official Roger Lenherr fand keinen Grund zur Beanstandung. Vielen Dank!
Auf http://www.ultracycling.com/sections/records/stats/cross-country/ wird in den nächsten Wochen der Rekord auch von UMCA-Seite dargestellt werden.
What happend:
Um 6 Uhr sind wir am Seebergsattel gestartet. Schon von Anbeginn lief alles rund (wie es halt mit Rädern so sein soll). Die angedrohte NW-Wetterlage war in Kärnten und Steiermark noch nicht wirklich spürbar. So gingen Griffener Berg und Obdacher Sattel relativ locker und zügig.
Im Murtal keine Besonderheiten. Nur dass beim Ortsschild Kraubath zu meiner Verwunderung nichts ersichtlich war, was auf den bedeutenden Spross dieser Gemeinde hinweist. Er selbst war leider eh nicht zugegen. Christoph Strasser hat ein Promi-Zeitfahren in Podersdorf vorgezogen - verständlich.
Am Präbichl wurde es dann aber mit dem Sch..wetter ernst. Wenn man dort bergauf starken Gegenwind spürt, so rührt das nicht von der eigenen Geschwindigkeit her. Auch die Abfahrt war auf der
schlechten Straße mit Baustellen bei starkem böigem Seitenwind und Nieseln eher unlustig. Aber das Unlustigste sollte noch folgen. Aufgrund der Böen musste ich unten in Eisenerz zum Ausziehen der
Regenjacke stehen bleiben. Bei der Einfahrt auf einen Parkplatz übersah ich ein lockeres Kiesbeet (was für eine tolle Straßenbehübschung - Respekt). Das Vorderrad versank schlagartig, und ich
machte einen seitlichen Überschlag - schlagartig. Das Sturztraining ist gelungen. Außer einem aufgeschlagenen Knie und kleinen Abschürfungen ist nix passiert, alles gut abgefangen. Ab und zu muss
man das Stürzen eh wieder einmal üben, damit man richtig reagiert. Schmerzen? Keine wesentlichen. Also Herbert, mehr Konzentration bitte, eine kleine Unaufmerksamkeit, und alles kann so schnell
vorbei sein.
Und weiter gehts. Zeit ist Zeit.
Die eigentlichen Berge sind vorbei, nun gehts nur mehr hügelig weiter, mitunter "stichig". Bei Großreifling gleich noch einmal eine gehörige Umleitung mit einem zusätzlichen Anstieg. Meine erster richtiger Regenguss, und die Erkenntnis: die Karbon-Laufräder Xentis Mark 2 sind mit den richtigen Bremsgummi auch bei nassen Abfahrten gut verwendbar.
Wieder einmal wunderschöne Gegenden von Weyer Richtung Waidhofen an der Ybbs. Lang dauerts mir bis wir dann doch bei Grein über die Donau kommen - wirklich sehr imposant dieser Strom, und "süß" dieses Grein. Wechsel vom Alpina Zeitfahrhelm auf eine ultraleichte Version mit guter Durchlüftung. Denn zum Glück sind wir bei angenehmen 27 Grad Celsius angelangt - zwischen den NW-Wetter Eskapaden ist es ja doch kurzfristig immer wieder einmal richtiger Sommer.
Aber jetzt! Nicht unvermutet gehts mit ständigen Zwischenabfahrten von 300 auf 900 Höhenmeter rauf. Das Streckenprofil war ja kein Geheimnis. Es ist aber nach 300 km in den Beinen nun doch das erste Mal beschwerlich. Abwechslung bieten die vielen Biker die hier offensichtlich eine weitum bekannte Lieblingsstrecke vorfinden. Brumm Brumm - und schon wieder gasen zwei davon vorbei. Besser wirds für mich erst als der Streckenchef vom Race Around Austria Manfred Guthardt mit Frau an der Strecke auftaucht - wirklich ein netter Zug von den zweien, und sehr motivierend.
Von der Energiebilanz her passt alles. Meine Iso-Getränke, Shakes und Riegel von FitLine kann ich gut vertragen, obwohl die großen Volumina beim bloßen Hinschauen manchem Übelkeit bereiten würden. Aber für so einen Kraftakt ist das brave Hinein-Futtern eine Notwendigkeit.
Groß Gerungs, Schweiggers usw. Alles schöne Gegenden und Orte. Rauf und runter. Flachstücke sind immer nur die paar Meter an einem Kulminations- oder Tiefpunkt.
Und weiterhin mein Versuch gut in 14 Stunden durchzukommen. Der NW-Wind und eine weitere längere Umfahrung wegen einer Baustelle bedingen einen Überhang von 13 Minuten. Was solls. 14:13 sind bei
dieser Menge an Höhenmetern ein Ausrufezeichen!
Ich wollte nicht an meine Substanz gehen - das darf erst in einem Monat beim Race Around Austria sein. Darum, als Beweis, dass noch genügend drinnen war, die 10 Liegestütz im Ziel auf dem letzten
Stück österreichischem Boden vorm Grenzübergang zu Tschechien. Die Vorbereitung abseits vom Rad durch Michael Müller (Metagil-Physioteam) und M.A.N.D.U.-Training hat sich bestens bewährt.
Mit null Wehwechen kann ich nach 422 km vom Rad steigen. Jetzt ist kräftig "Drücken" mit der Crew angesagt.
Das Gesamtsystem Körper-Geist-Seele von mir und dem Team hat jedenfalls zu 100% gepasst.