RACE ACROSS AMERICA 1999:

 

Los Angeles - Irvine, CA nach Savannah,GA

22.7.99

12:00 Uhr (Eastern Time) Start in Irvine (LA)

Der erste Tag war geprägt durch die Fahrt in die Wüste von Kalifornien und Arizona. Herbert Meneweger meisterte diese extreme Situation mit bis zu 50 Grad Hitze hervorragend, indem er 24 Liter Flüssigkeit zu sich nahm. Kurz nach dem Start gab es allerdings bereits einen ersten grossen Schrecken für Fahrer und Crew, als Herbert von einem Hund attackiert wurde. Er musste vom Rad und sich mit diesem schützen, bis das Betreuerauto den Hund abdrängen konnte. Es entstanden jedoch keine großen Bissverletzungen.

Die Mannschaft hatte jedoch mit etlichen Problemen zu kämpfen. Im Verkehr von Los Angeles mussten sich die insgesamt neun Betreuer, unterwegs mit einem Wohnmobil und zwei Van`s erstmals an das Fahren nach dem Routbook gewöhnen, was nicht ohne Anfangsschwierigkeiten ablief. Teilweise unvorstellbar ist es für Handy-gewöhnte Europäer im so "moderen Amerika" solche zu erwerben, bzw. flächendeckende Provider zu finden . Nachdem wir vermeintlich einen solchen gefunden hatten, mussten wir aber leider festellen, dass weite Strecken überhaupt nicht abgeckt sind und wir dadurch oft ohne Verbindung sind.

 

23.7.99

Am zweiten Tag ging´s von der Wüste über in eine lieblichere Landschaft, die allerdings teilweise schon sehr hügelig wurde. Im Vorderfeld plaziert, meisterte Herbert auch diesen Tag sehr gut und nach 36 Stunden legte er seine erste Schlafpause ein. Diese war so geplant, dass einem herannahenden Gewitter damit ausgewichen werde konnte. Nach 2 Stunden Schlaf machte er sich auf die schier endlosen Geraden im Navajo Indianerreservat, ca. 100 Meilen mit nur kleinsten Ortschaften.

 

24.7.99

Das Ende des Vortages bzw. der Tagesanbruch war gekrönt mit dem Aufstieg auf das Dach des RAAM , dem 3400 m hohen Wolf Creek Pass. Leider musste dieser herrliche Berg bei starkem Regen, Kälte und Dunkelheit nach den Steppen und Prärien von Arizona und Colorado in Angriff genommen werden. Herbert Meneweger machten nicht nur die enormen Temperaturunterschiede, 40 Grad in Arizona und 5 Grad am Wolf Creek (innerhalb 10 Stunden), sondern auch die über die Strasse querenden Elche zu schaffen. Er erreichte trotz aller Unbilden als 5. Fahrer die 19.Timestation und hat damit fast 1/3 des beinahe 5000 km langen Rennens geschafft.

 

 

25.7.99

Nach der 2. Schlafpause im berühmten amerikanischen Wintersportort Beever Creek stand nun der härsteste Tag mit mehreren Pässen über 2000m Seehöhe bevor. Wenn man davon absieht, dass nun langsam Sitzprobleme auftauchen, meisterte Herbert auch diesen Tag hervorragend, wobei der letzte Pass der steilste war und er schon ein wenig kämpfen musste. Die Plazierung pendelt nun zwischen 5. und 8. Platz, je nach Schlafpause der Fahrer. Positiv hervorzuheben wäre noch, dass die die Nahrungsaufnahme jetzt nach der heissen Wüstenphase, hervorragend funktioniert und ein Aufatmen beim Arzt Kurt Moosburger bewirkte. Auch der psychische Zustand ist sehr gut, nachdem sich die anfängliche, natürliche Nervosität und Hektik, die auch im Team nach kleineren Fehlern entsteht, gelegt hat.

 

26.7.99

Mit dem Übergang in den neuen Tag nach der 3. Schlafpause, ändert sich wieder einmal die Landschaft und Herbert fährt einsam in unendlichen Weiten dahin in denen sich weit und breit kein Haus befindet. Das einzige Auto, dass ihm einige Zeit vor Morgengrauen begegnet ist ein Riesenlaster der kurz vor Ihm die Kurve nicht schaffte und nun quer über die ganze Strasse lag. Herbert konnte zu Fuss vorbeigelotst werden und musste sich in der Dunkelheit ca. 10 km allein zurechtfinden, bis das Pace-car auf Umwegen quer durch die Steppe wieder hinter ihm war.

In wenigen Stunden wird Herbert mit der gesamten Crew den Halbzeitpunkt erreicht haben.Wir alle hatten vor dem Start sehr viel Spass und waren manchmal ziemliche Kindsköpfe, bis Herbert erklärte, sein Ziel ist es wenigstens einen Betreuer bis Savannh durchzubringen! Die Chancen stehen gut.


Ein trostloser Tag für Herbert! Mit Beginn des Tageslichtes wird ersichtlich, dass Oklahoma geprägt ist von endlosen geraden, gespickt mit zwar kurzem, aber ewigem bergauf-bergab. Das Route-book liest sich z.B.so:Timestation 29 - einmal rechts abbiegen, dann 130 Meilen ohne jede Aktion, dann Kurve links halten........

Dazu kommt glühende Hitze, die nicht mehr trocken, sondern auch noch während der Nacht durch Schwüle geprägt ist. Darüber stöhnt zwar die Crew mehr als Herbert, doch der schlägt sich nun mit anderen Problemen herum. Die Sitzprobleme werden immer schlimmer, die Fussballen schmerzen höllisch und müssen mehrmals am Tag mit Eis behandelt und massiert werden, ebenso die Handgelenke und Ballen, sowie die Knie. Herbert erträgt alles mit Geduld und kämpft sich durch diesen Tag, begleitet von enorm vielen Trucks, die mit 100 Sachen an ihm vorbeibrausen. Mit Anbruch der Dunkelheit und nach einem "grossen Service" haben wir Betreuer das Gefühl, dass er einen Turbo dazuschaltet und er glüht durch die Nacht und in den neuen Tag.

 

27.7.99

Gestoppt wird Herbert in dieser Nacht durch einen 15 cm langen Nagel, der sich in den Reifen bohrte, allerdings in den des Pace-cars. Das Glück war ihm aber hold, denn das Wohnmobil war gerade hinter ihm und da er bereits 26 Stunden unterwegs war, wurde gleich die Schlafpause eingelegt und somit ging keine Zeit verloren. Nach Massage und 1 ½ Stunden Schlafpause beendet Herbert den 5. Tag in einer Landschaft, die eine Vegetation hat, die der unseren sehr ähnelt. Mit der Hitze kommen die Sorgen des Arztes Kurt Moosburger wieder, da Herbert während des Tages immer in ein Kaloriendefizit rutscht und Mühe hat die Mengen zu vertilgen, die ihm vorgesetzt werden.

 

Nachdem es aussah, das Rennen ist schon einigermassen vorentschieden, spitzt sich die Situation sehr spannend zu. Das Ergebnis wurde wieder komplett durcheinander geworfen, die Führung wechselt ständig unter sechs Fahrern, die innerhalb von zwei Stunden liegen. Herbert folgt als Siebenter wieder in einer Gruppe mit vier Fahrern, die innerhalb einer Stunde liegen.

29.7.99

Herbert Meneweger befindet sich auf seinem RAAM-Abenteuer im Staate Tennessee.Durch die grosse Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um 40 Grad wird das Radfahren zum Kampf. Die Strecke liegt in einer wunderschönen Landschaft, jedoch wieder einmal "Hügel rauf - Hügel runter".

RAAM-Insider behaupten, das Rennen beginnt erst am Missisippi. Die Fahrer müssen im Pace-car über den Fluss transportiert werden. Bei Herbert war dies in der Nacht zum 29.7. und er begann dabei taktische Pläne für die Endphase zu schmieden.Er fühlt, das es seine Stärke ist mit sehr wenig Schlaf auszukommen, dadurch plant er die letzten zwei Nächt durchzufahren, bzw. mit sehr wenigen kurzen Pausen auszukommen.

Die freilaufenden Hunde die hier in teilweise sehr einsamen Gegenden herumstreunen, werden Herbert zum Verhängnis und verfolgen ihn bereits seit dem Start. Immer muss das Betreuerfahrzeug einschreiten um die haranstürmenden Kläffer zu bremsen.

Herbert kommt jetzt in die Phase, wo er merkt warum dieses Rennen so schwer ist und versucht mit Hilfe der crew jedes auftretende Problem zu lösen. Die Müdigkeit macht nun bereits allen zu schaffen, Herbert verlangt jedoch, nur kurze Pausen und ist sofort danach wieder erstaunlich wach. Er hatte auch noch keine Blackouts und ist immer mit den Gedanken bei der Sache und entscheidet alles selber.

Am Mittag des 30.7. erreichen wir Georgia, den letzten Staat durch den das RAAM führt.Ab hier sind es nur noch 400 Meilen bis Savannah.

30.7.99/31.7.99

Herbert Meneweger quält sich über den Tag, der dem Empfinden nach der heisseste war.Er muss Pausen machen und verliert dadurch Zeit auf seine unmittelbaren Gegner..Er musste also der Hitze und Schwüle Tribut zollen und kann seinen Plan, mit möglichst wenig Pausen ins Ziel zu kommen, nicht ganz umsetzen. In der Nacht bei einer Walddurchfahrt in den Appalachen hatte man ein besonderes Erlebnis. Aus einem Seitenweg trottete ein grosser Bär, der interessiert das Geschehen beobachtete. Während Herbert schon an Halluzinationen glaubte, mussten ihn die Betreuer erst von der Realität überzeugen, was da am Strassenrand stand. Der Bär machte sich jedoch friedlich aus dem Staub.

Zwei Stunden später machten sich aber tatsächlich die ersten Unsicherheiten, aufgrund des grossen Schlafentzuges bei Herbert bemerkbar .Nicht nur, dass er durch die Müdigkeit Schlagenlinien fuhr, bzw. durch Sekundenschlaf immer wieder von der Ideallinie abkam und motivationsmässig ganz am Boden war und sich die Sinnfrage stellte. Das ganze 300 km vor dem Ziel (Gesamtstrecke 4900 km). Nachdem ihn die Betreuer motivieren konnten weiterzufahren und er sie ja in Savannah auf ein Bier eingeladen hatte, beschuldigte er sie, ihn mehrmals dieselbe Strecke fahren zu lassen. Eine halbe Stunde später bog er auf einer Kreuzung plötzlich ganz unerwartet und ohne Grund rechts ab, er wurde zurückbeordert und erklärte: " er ist doch einem Radfahrer nachgefahren". Diese Unberechenbarkeit war sehr schwierig für die Betreuer, die beschlossen, ihn eine Viertelstunde schlafen zu lassen. Danach schienen bereits die ersten Sonnenstrahlen und das grosse Tief war vorerst einmal überwunden. Herbert kurbelte wieder in einem angemessenem Tempo seinem Ziel entgegen. Allerdings kommt nun die Hitze wieder, wir hoffen aber bis ca. 19:00 in Savannah zu sein, um dann Herbert als besten Neuling im Ziel zu begrüssen.

Die Rechnung ist aufgegangen. Herbert Meneweger ist um 18:45 Uhr in Savannah / Georgia, im Ziel eingetroffen. Er beendete das Rennen nach neun Tagen, 6 Stunden und 45 Minuten auf dem ausgezeichneten siebenten Platz.

Der Weg dahin war allerdings ein grosser Kampf und wurde nur mehr vom Kopf aus entschieden. Bei brütender Hitze wurde er von seinen Betreuer geduldig immer weitergetrieben, obwohl der Körper eigentlich nicht mehr wollte. Gegen die Hitze und Müdigkeit gab`s Eiswasser für den Kopf und ständig trinken, trinken, trinken......

Übrigens, Herbert ist mit der "gesamten" crew in Savannah eingetroffen!

                      

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