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Herbert und Christiane sind am 11. Juni mit 250 kg Gepäck angereist, dabei hat sich Herbert beim Kofferschleppen eine Zehe gebrochen, zum Glück ist der Bruch beim
Radfahren kein größeres Problem.
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Organistationsleiter und Fotograph Hans Fesl mußte wegen eines Autounfalls und einem doppelten Armbruch in Salzburg bleiben und als Ersatz ist mit Boris Kogerer
innerhalb von 24 Stunden ein neuer Fotograph ausfindig gemacht worden. Die Organisationsleitung übernehmen nun die ebenfalls „RAAM-erprobten" Mario Kribus und
Franz Reinthaler.
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Herberts Training wird bis Rennbeginn im Hinterland - in der Hochwüste von Oregon - durchgeführt. Die Trainingsstrecken um Bakeoven (=Backofen) sind menschenleer
und jede halbe Stunde ist ein Auto zu sehen. Auch Geier kreisten über Herberts Kopf.
Für Sonntag, dem Start des heurigen RAAMs, ist trockenes und warmes Wetter vorrausgesagt. In Bakeoven werden zur Mittagszeit Temperaturen um 45 Grad erwartet.
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TAG 1 bis 3
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Nach einem feierlichen und ergreifenden Start in Portland - Oregon führt das Rennen zuerst in die Vulkangegend um den Mount Hood Richtung Idaho. Das
Feld der 23 Einzelstarter liegt die ersten 150 km noch sehr eng zusammen und Herbert liegt bei der ersten Zeitstation auf Rang 12.
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Die bergige Strecke bis zur Hälfte des Rennens kommt ihm sehr entgegen und er arbeitet sich langsam bis auf den zweiten Rang nach vorne. Auch der
Vorjahressieger Danny Chew und der 3-fache RAAM Sieger Rob Kish müssen dran glauben und bei 0 Grad Celsius in der Nacht auf den Pässen und bei 35
Grad in der Mittagshitze wurden bis jetzt schon 1700km zurückgelegt. Der zum Teil orkanartige Seitenwind macht Abfahrten zur „Lebensgefahr"
(Kommentar Herbert)!
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Stand bei Zeitstation 16 von 53
- 1. Wolfgang Fasching (AUT)
- 2. Herbert Meneweger (AUT)
- 3. Danny Chew (USA)
- 4. Tom Buckley (USA)
- 5. Fabio Biasiolo (I)
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„Ich bewege mich, so komme ich weiter"
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TAG 4
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Die vorzeitige Schlafpause von Tag 3 aufgrund der „Leere" wirkte sich leider nicht positiv auf die Entwicklung der Energie des nächsten
Tages aus. Eine Bronchitis macht Herbert zusätzlich zu schaffen und schwächt ihn zunehmend. Herbert kommt aus seinem Tief nicht mehr
heraus. Ein Tief ist bei solch einer Belastung normal, aber normalerweise (Erfahrungswert aus dem Vorjahr) dauert es nur über maximal 6
Stunden an.
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Der hervorragende zweite Platz kann leider nicht gehalten werden und Fabio Biasiolo, Danny Chew und Tom Buckley ziehen vorbei. In
der Nacht zum fünften Tag bricht Herbert zusammen und eine Entzündung am Gesäß (Phlegmone - Unterhautentzündung) macht ein
Weiterfahren unmöglich. Daher wird eine 4-stündige Pause zur Regeneration angelegt, aber leider verbessert sich der Zustand nicht
mehr. Da an ein Weiterfahren nicht zu denken ist, muß an fünfter Stelle liegend mit jetzt insgesamt 12 Stunden Rückstand auf den
Führenden Wolfgang Fasching und einer Stunde auf den Vierten Fabio Biasiolo aufgegeben werden.
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Kommentar Herbert:
„Ich muss nun eine Erfahrung machen, mit der ich nicht rechnete - Aufgabe beim RAAM. Das ist auf der einen Seite eine Niederlage,
eine Enttäuschung, ein Desaster. Auf der anderen Seite eine unausweichliche Entscheidung mit der ich einfach leben muss, mit
Phlegmone am Hintern gibt es kein Weiterfahren. 1999 konnte ich das RAAM finishen. Was dabei am Weg passierte hat mein Leben
verändert. 2000 bin ich auf Sieg gefahren. Wie die ersten drei Tagen zeigten konnte ich diesem hohen Anspruch gerecht werden. Das
Kapitel RAAM ist für mich abgeschlossen. Was ich in einsamen Nächten, auf nicht enden wollenden Geraden, in glühend heißen Wüsten,
in langen Stunden von Tiefphasen und auch Hochphasen erfahren habe bestimmt meine Zukunft
wesentlich mit".
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Kommentar Dr.Kurt Moosburger, betreuender Arzt:
„An den ersten beiden Tagen des härtesten Ultraausdauersportwettbewerbes der Welt zeigte Herbert eine beeindruckende Leistung, die
uns alle in Hochstimmung versetzte. 670 bzw. 650 km in 24 Stunden (mit zweistündiger Pause) trotz Tausender Höhenmeter waren
sensationell, Herbert überholte in den Bergen Gegner um Gegner, ließ den Vorjahressieger Danny Chew auf einer der vielen Steigungen
buchstäblich stehen und war schließlich Zweiter hinter Wolfgang Fasching, ohne dabei das Letzte aus sich herausholen zu müssen. Ich
wusste um seine körperliche Topverfassung und in Gedanken stellte ich mir schon die Schlagzeile „Österreichischer Doppelsieg beim
RAAM" vor... Im Verlauf des dritten Tages wurde ich aus meinen Träumen gerissen. Herbert konnte sein hohes Leistungsniveau nicht
mehr halten. Dies führte ich zunächst nur auf leere muskuläre Glykogenspeicher zurück, was mich vorerst nicht sonderlich
beunruhigte, da mit dem Problem der ausreichenden Kalorienzufuhr alle Teilnehmer zu kämpfen hatten und Herbert immer noch im
Spitzenfeld lag. Was keiner von uns realisierte, war die Tatsache, dass Herbert zu diesem Zeitpunkt bereits krank war. Zwei
bakterielle Infektionen schwächten seinen Körper und erklärten seinen Leistungsknick: Zunächst bekam Herbert Hustenanfälle mit
eitrigem Auswurf als Zeichen einer eitrigen Bronchitis, zum Zweiten bestand ein eitriges Geschwür am Gesäß mit ausgedehnter
Entzündung der Unterhaut. Während die Bronchitis medikamentös in den Griff zu kriegen gewesen wäre, bedeutete die beginnende
Phlegmone am Gesäß das endgültige Aus. Abgesehen von den unerträglichen Schmerzen beim Sitzen war ein Weiterfahren aus ärztlicher
Sicht nicht mehr zu verantworten. Herberts durch „höhere Gewalt" erzwungene Aufgabe, auf dem vierten Platz mit nicht einmal einer
Sunde Rückstand auf den Zweiten liegend, tat sehr weh, ihm wie dem gesamten Team. Aber Herberts Gesundheit war vorrangig und er
braucht niemandem zu beweisen, dass er das Potential zum RAAM-Sieger hat. Er weiß es, und wir wissen es auch .
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